Lauftreffleiter-Ausbildung beim HLV
Anfang November waren Stefan und ich für zwei Tage beim HLV in Frankfurt: Ausbildung zum Lauftreff-Leiter. Wie war’s? Was haben wir gelernt? Haben wir auch was mitgebracht? Die Vorstellungsrunde zeigte gleich die Vielfalt der verschiedenen Lauftreffs und auch einige der Probleme, mit denen sie konfrontiert sind.
Meist waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alles in einem. Trainerin, Stabitrainer, Organisatorinnen, Motivatoren, eine gar Beraterin für quasi alles bis hin zur Kleidung. Im Vergleich dazu waren wir quasi gar nichts. Trainer: haben wir; Stabitranerin: auch. Und was unsre Vereinsstruktur angeht, wurden wir sehr gelobt von einem Nachbarverein: Wir seien bereits der moderne Lauftreff, der zu werden sich viele noch anstrengen.
Viele haben zu wenige Mitläuferinnen, viele sind relativ alt, neue kommen kaum nach. Wie Werbung machen? Wie sich erneuern? Worauf kommt es an? Viele hatten gute Ideen. Melanie von den Runners Edermünde, zum Beispiel, hat es geschafft, von vier auf 24 Mitglieder zu kommen; ist unglaublich engagiert. Der Jüngste in der Runde kommt vom Leistungssport, möchte jetzt vor Ort in seinem Lauftreff einiges anbieten, erhofft sich Anregungen.
„Lauftreff“ – schon der Name ist sowas von veraltet, muss dringend weg, so der Ausbilder für die angehenden Lauftreffleiter. Das Konzept auch (das Stefan und ich noch bei der Betreuer-Ausbildung kennengelernt haben), zu langweilig, eine Stunde laufen, vielleicht noch immer die gleichen Strecken. Wer mag denn sowas? – Machen doch auch die ganz Modernen: in Kassel die Runing Party Crew oder auch der Park Run weltweit, ist eigentlich recht beliebt. Na gut, da gibt es einiges zu besprechen.
Was gab’s noch: Laufspiele in der Halle zum Beispiel. Vorwärts, rückwärts, seitwärts, an Linien entlang, über Hindernisse. Kann man im Wald auch mit Stöckchen machen. Bloß nicht immer nur laufen. Außerdem verschiedene Theorieelemente. Ein bisschen was von allem. Trainingslehre, Pulsbereiche usw. Dann ein gutes Dehn- und Stabiprogramm. Müsse man immer machen. Ich habe es auf jeden Fall schon lange nicht mehr gemacht, zu lange – und spüre es deutlich. Außerdem: ein paar Hügelläufe im Wald und später Auswertung anhand von kleinen Handyfilmchen. Wir können sehr gut als Beispiele dafür dienen, was man mal besser machen könnte. War gut & richtig.
Und am Schluss ein ermutigender Bericht: Meine Nachbarin im Seminarraum ist zuletzt einen Halbmarathon in 1:40 gelaufen, im Jahr davor noch über 2 h; ist Mitte, Ende 30, schätze ich, hat drei Kinder, möchte jetzt ihrem Lauftreff neue Impulse geben. Hatte vor einigen Jahren die Diagnose: Multiple Sklerose. Erst Rollator, dann Rollstuhl. Damit wollte sie sich nicht abfinden. Hat alles Mögliche umgestellt, mit einem Physiotherapeuten nach und nach Beweglichkeit zurückgewonnen. Eine bewundernswerte Energie und ein Beispiel, das Mut machen kann. Auch dann nicht aufzugeben, wo etwas so endgültig erscheint …
Was habe ich mitgebracht? (Stefan spricht für sich) Ich habe gelernt, dass ich völlig ungeeignet bin. Bin kein richtiger Trainer, laufe selbst gern einfach eine Stunde, Stabitrainer werd ich auch nicht mehr. Soschelmedia kann ich nicht und zur Verjüngung kann ich auch kaum beitragen. Also: Zeit für was Neues. Hat unser Ausbilder auch immer wieder gesagt. Hab’ ich sonst nichts mitgebracht? Na ja, diesen Bericht. Und dass die Ausbildung in den schönen Räumen mit vielen sympathischen Leuten anderer Vereine auch dann ein Gewinn ist, wenn wir kein klassischer Lauftreff sind und es nicht leicht zu sagen ist, was wir davon übernehmen könnten.
Frank Hermenau